Über die Pause, die keine gewesen ist

SAM´s Samstags-Story

Rückblickend klopfe ich mir wirklich auf die Schulter und gratuliere mir zu meinen Kindern, ihren Freunden und meinem kleinen, aber feinen eigenen Freundeskreis. Besonders ohne meine Kinder, wäre ich in den letzten 10 Wochen sowas von untergegangen!

Ich versuche einen Startpunkt des Desasters zu finden und starte mit dem meinem 45. Barfuß-Tag am 06. Juli, der für lange Zeit der letzte gewesen sein sollte, auch wenn ich versuchte mit Disziplin und Spucke wenigstens die Tagespostings aufrecht zu erhalten und letztendlich dann aber auch daran scheiterte. Scheitern musste.

Das mein Leben von großen eigenen gesundheitlichen Herausforderungen und auch von entsprechenden Schwierigkeiten meiner Kinder, Eltern und Onkel geprägt ist, weiß wohl jeder, der mir auf Insta folgt. Dass es aber noch eine Steigerung geben sollte, damit habe ich nicht gerechnet.

Ich bekam ein Foto meiner Cousine geschickt mit den Worten „schau mal, kann man Windpocken nur an den Beinen haben oder was ist das?“ Ich erschrak. Mir war sofort klar, dass das sicher keine Windpocken sind und mit ihren Vorerkrankungen ganz dringend, am Besten gestern schon, ein Hautarzt drauf schauen sollte. Zu dem Zeitpunkt, das erfuhr ich erst viel später, konnte sie nicht mehr aufrecht gehen oder stehen und ohne Rollator nicht mal aufs WC und auch mit Hilfsmittel nicht mehr ins Bett, wegen Bandscheibenproblemen, die am Ende dann auch keine waren.

Der Hautarzt teilte leider meine Meinung und diagnostizierte einen sehr sehr schweren Fall von nekrotisierender Vaskulitis, allerdings verwies er damit erst einmal wieder zum Hausarzt. Ein Weg, der rückblickend unglaublich wichtige Zeit kostete.

Es dauerte noch mehr als eine Woche bis meine Cousine einen Termin in der Uniklinik zur ambulanten Vorstellung bekam, der allerdings sofort umgestellt wurde und sie bleiben musste, da zwischenzeitlich riesige Löcher an den Beinen entstanden waren.

Das wurde ein laaanger Aufenthalt 1,5 Autostunden von mir entfernt über mehr als 2 Monate, da sich alle erdenklichen schwerwiegenden Komplikationen einstellten. Und wie mit allen Krankheiten ob groß oder klein passte der Moment des Geschehens null Komma null, denn eigentlich hatte sie gerade ihr Haus verkauft und das musste am 30. Oktober besenrein übergeben werden. Tja. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Sie würde das sicher nicht tun können sondern sie würde zum Pflegefall werden.

Ich halte seit fast 10 Jahren alle Vollmachten für sie, da sie alleinstehend ist und da stand ich nun: Ein Hausstand musste zum jour fix aufgelöst, eingepackt und eingelagert werden, ihr Auto verkauft, ein Pflegeplatz gesucht und eingerichtet werden, entsprechende bürokratische Wege gegangen und ja zum Teil auch erstritten werden. Und ohne dass ich hier ins Detail gehe muss ich schon sagen: Ich hätte nie gedacht das ich, selbst aus der Medizin kommend, erleben werde, dass weder ein Pflegebett, Rollstuhl, Wundmanagement und Verbandszeug, Inkontinenzmaterialien und banale Kochsalzlösung aufzutreiben sind. Glaub mir: Genauso ist es gewesen. Und in all dem Durcheinander hab ich versucht meine Cousine täglich per WhatsApp zu unterhalten und einmal pro Woche trotz der Entfernung zu besuchen.

Meine Kinder waren so großartig und haben überall mit angepackt soweit es mit eigenen Handicaps irgendwie ging und ihre Freunde mobilisiert sowie eigenes Leben und Interessen zurück gestellt. Und ja, wir haben es geschafft und das Haus am 30.10. besenrein übergeben.

In diesen Wochen lief allerdings nichts, aber auch gar nichts reibungslos.

Mein Auto ging kaputt und zwar so, dass ich es direkt in der Werkstatt stehen lassen musste, um nicht einen Motorschaden zu riskieren.

Ich hatte allein in den letzten 8 Wochen 3x einen Status Migranosus-unabhängig von der ohnehin chronischen, genetischen, neurologischen Migräne.

Der Wagen meiner Eltern musste leider auch in die Werkstatt.

Meine Website brach völlig zusammen, was zur Folge hatte, dass geplante Teilnahmen an Blogparaden ausfielen. Was rückblickend dann aber ganz gut so gewesen ist.

Meine Haustiere wurden größtenteils von Freundinnen versorgt.

Meine Mutter hatte einen Unfall und kann wohl bis ins neue Jahr nicht laufen.

Überall, und ich meine ÜBERALL standen irgendwelche Kartons in meiner Wohnung und im Keller, deren Inhalt ich glaubte dann im Pflegeheim zu brauchen, wo ich aber erst ab 03.10. anfangen konnte einzuräumen. Ein unglaubliches Chaos!

Und als ich dann mit einem XXL Transporter, ein paar Möbeln, einem Kind und einem Kumpel auf dem Weg in das 50 Autominuten entfernte Pflegeheim endlich auf der Autobahn war, macht das Cockpit des Leihwagens auf einmal Disco und verreckte. Man kann mir auf Schlag schlecht werden…!

Noch immer sind allein in meiner Bleibe sechs (?) Kartons zu sichten und zu entscheiden: Pflegeheim, einlagern, kann weg. Normalerweise macht macht man sowas beim Einpacken, aber die Zeit hatten wir einfach nicht, so dass wir irgendwie über Monate kein Zuhause sondern eine Mischung aus Möbelhaus, Lagerhalle und Müllhalde hatten und ich den Eintritt in meine Lieblingsjahreszeit so gar nicht genießen, geschweige denn zelebrieren konnte.

Dann verstarb ein Schulfreund und drei Wochen danach ein Sandkastenfreund.

Anschließend legte mich ein Fibromyalgie-Schub nieder. War ja auch klar. Ich kann die Überbelastung auf allen Ebenen für meine ganze Familie überhaupt nicht in Worte fassen.

Ehrlich gesagt ist auch die psychische Belastung unfassbar groß. Erst einmal aufgrund des Gesundheitszustandes und den Aussichten der Erkrankten, dann wegen des Termindrucks zur Hausübergabe, dem Termindruck einen geeignet Pflegeplatz zum Entlassungstag zu haben und ihn auch ausstatten zu können und ja auch die Psyche meiner Verwandten ließ sie oft ungeduldig und undankbar sein, was ich bei allem Verständnis nicht immer einfach so puffern konnte und mir tiefer rein gezogen habe, als gut für mich ist.

Darüber hinaus habe ich sehr an dem Durcheinander gelitten. Ich brauche Struktur und freie Fläche um mich herum, um kreativ zu sein. Und nicht an meine Kreativität anzapfen zu können, wirklich mit gar nichts, tat mir körperlich und geistig regelrecht weh und machte mich tief traurig. Es gab nicht mal einen Platz für meine Yogamatte und ich hatte zu keinem Zeitpunkt die Kraft einen Stift oder Pinsel oder etwas ähnliches gestaltend zu halten. Geschweige denn mein Innerstes anzuzapfen.

Was hat mir also weiter geholfen?

Ich habe mir wirklich viiiel Zeit gelassen, um morgens in den Tag zu starten und egal wie früh der erste Termin angesetzt ist, ich bin ganze zwei Stunden früher aufgestanden, hab bereits Yoga im Bett gemacht und mir ganz allein und in aller Stille den ersten Liter Tee gegönnt, während ich mir eine Impulskarte für den Tag gezogen habe und mir meinen Schmerz, die Wut und und Verzweiflung in mein Notizbuch runter geschrieben hab. Bachblüten und Heilstein-Armbänder waren tagesthemenbezogen meine ständigen Begleiter und sind es bis heute.

So ganz bin ich noch nicht heraus aus der Extra-Last. Oben erwähnte Kartons sind z. B. noch zu bearbeiten, der MDK kommt trotz Antrag am 26.08. erst nächste Woche und das Sozialamt arbeitet nicht weiter, wenn die Pflegestufe nicht fest steht und ich muss noch einen Besuchsrhythmus finden, den ich mir auf allen Ebenen leisten kann ohne das meine Cousine sich im Stich gelassen fühlt.

Aber ich habe auch Dinge mitnehmen können aus den letzten Wochen:

Ich bin vom Fach und nach wie vor gut im Thema um entsprechend zu argumentieren und versorgen zu können.

Meine Kinder sind so großartig und das erstmal kann ich stolz lächeln wenn sie mir sagen, dass ich immer schon einen prima Ma-Pa-Job gemacht hab. Die letzten Wochen haben das echt bewiesen.

Wenn es drauf ankommt, bin ich so nervenstark wie mein Mathelehrer Herr Jürgen Hannemann in der fünften Klasse festgestellt hat. Auch wenn ich nach heutigen Maßstäben wohl Dyskalkulie habe.

Meine Gesundheit ist wirklich mehr als nur angeschlagen. Ich durfte es in den letzten Wochen massiv feststellen und mir selbst den Schwur leisten, dass ich besser für mich sorgen werde, damit ich vital alt, sehr alt werden kann. Mir wurde in den letzten Monaten zu sehr vor Augen geführt, wie es NICHT laufen soll im Alter.

Ich durfte meine persönlichen Grenzen neu ausloten und kann ohne schlechtes Gewissen NEIN sagen und damit JA zu mir selbst meinen.

Ich habe die beste Autowerkstatt der Welt! Nicht nur fachlich sondern auch persönlich.

Mein Freundeskreis mag klein sein, aber geduldig und stets mit offenem Ohr.

Ich hab die kompetenteste, geduldigste und liebste Website-Hilfe der Welt.

Und das Beste kommt bekanntlich zum Schluss:

Ein Verlag hat Interesse an einem meiner Werke!!! Ich werde gesehen! Drück mir die Daumen, dass wir uns einig werden. Das macht mich dann zwar nicht zu Joanne K. Rowling, aber es gibt so einen Schub zu sagen „Ich bin Verlagsautorin“. Mit wem, außer meinen Kindern, ich diesen email-Eingang gefeiert habe und warum erfährst Du allerdings in einem anderen Blogeintrag, denn das hat mit einer Buchempfehlung zu tun, die ich Dir noch geben möchte.

Du siehst: Das Leben tobt-überall. Auch bei mir. Und wer Dir eine heile Welt präsentiert, sollte in Dir Zweifel an ihm und auf keinen Fall an Dir und Deinem Dasein wecken!

Ich hoffe Schritt für Schritt wieder in mein Leben zu finden, Gewohnheiten, die sich als weniger passend erwiesen haben abzulegen, vielleicht neue dazu nehmen und auf jeden Fall diejenigen, die gut tun weiter zu verfolgen. Dazu gehört auch der Neu-Aufbau der Website, Freebies, Goodies, Bücher, Objekte, Kurse, ich hab ja soviel vor! Allerdings gehe ich den Rest des Jahres langsam und vorsichtig an. Einerseits um mich von den letzten Monaten zu erholen, andererseits weil 2024 ein Schaltjahr ist und Schaltjahre immer schon mit besonderen Herausforderungen aufwarteten. Und davon hatte ich echt nun genug.

Im festen Glauben daran, dass alles besser wird:

Good Vibrations.

Wir lesen uns.

SAM


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