Fische, Frauen und Tradition

Ich les ja keine Tageszeitung. Meine Eltern und meine Freundin wissen um meine Themen und versorgen mich dann mit entsprechenden Info´s.

Bild von Ingo Krüger auf Pixabay

So geschehen. Ein Mega-Aufreger erreichte mich.

Die hiesige Zeitung titelte:

„Fischen für Frauen verboten“ und berichtet aus Memmingen. Hier „jucken“ Männer und Jungen am Fischertag in den dortigen Stadtbach. Jucken bezeichnet das Hineinspringen und Abfischen des Stadtbaches zum Zwecke der Reinigung und am Ende wird derjenige zum Fischerkönig gekrönt, der die schwerste Forelle fängt.. Dieser Tag ist ein großes Spektakel, zieht jährlich bis zu 40 000 Besucher an und hat eine lange, scheinbar unverrückbare Tradition.

Nun hat eine Frau sich gegen diese Tradition erhoben. Tierärztin Christiane Renz möchte ebenfalls mitjucken-und darf nicht. Es ist ein Privileg des männlichen Geschlechts! So steht es jedenfalls in der Satzung des Fischertagsvereines, der mit seinen 4800 Mitgliedern eine große Macht im Allgäu hat.

C. Renz sieht darin ein Akt der Diskriminierung und zog damit vor Gericht. Der Vorsitzende des Fischertagesvereins, Michael Ruppert, rechtfertigt das Vorgehen „Dass Frauen nicht mitmachen dürfen, beruht auf einer jahrhunderteralten Tradition.“ Ulkigerweise ist Christiane Renz selbst tatsächlich auch Mitglied des Fischertagsvereins, nur mitjucken darf sie nicht…da fehlen mir echt die Worte! Sie hatte bereits zweimal auf Mitgliederversammlungen beantragt, Frauen zuzulassen-natürlich hat die männliche Mehrheit diese Anträge abgeschmettert.

Im August 2020 erhielt Renz vor dem Amtsgericht Recht: Einen Ausschluß von Frauen dürfe es in einem Verein nicht geben, der zugleich gemeinnützig ist und Steuervorteile genießt, argumentierte die Richterin.

Frieden?

Tatsächlich ließ der Fischertagsverein das Urteil nicht auf sich sitzen und legte Berufung ein. – UNFASSBAR, wir leben im jahr 2021!- Diesmal mit einem männlichen Richter vor dem Landgericht.

Vorschläge des Richters auf eine gütliche Einigung, zum Beispiel die Gründung eines eigenen Frauen-Fischertagesvereins, stießen auf Granit. Was ich verstehen kann, denn das geht an der Sache vorbei!

Der Vorsitzende des Fischertagesvereins Michael Ruppert hält andererseits den Vorschlag eine Ausnahmeregel im Verein aufzunehmen für „nicht praktikabel“ und ist der Meinung, dass Frau Renz nie genug für ein solches Anliegen geworben hätte.

Eine Frage des Wertes oder der Bewertung?

Des Pudels Kern ist doch die Frage, ob das Diskriminierungsverbot oder die Vereinigungsfrage mehr wert ist und beides ist im Grundgesetz geschützt.

Der Verein sieht das alles als nicht so wichtig, schließlich dauert das Ausfischen nur 20 Minuten und ist eher eine Randerscheinung des Tages. Und bei allen anderen Aktivitäten „dürften“ die Frauen ja gern dabei sein.

BOAH…ich empfinde das als echt herablassend. Da bin ich doch wieder beim „gut genug“ – Thema. Und wer entscheidet das, ob ich als Frau „gut genug“ dafür bin? FischER. Männer.

Frauen dürfen auf das Schulschiff der Bundeswehr „Gorch Fock“ und auch dort und im Heer ihr Leben lassen, aber im Allgäu ab- oder ausfischen, dafür sind sie nicht gut genug?!

Da fällt mir noch ein Satz ein. „…das haben wir schon immer so gemacht“.

JO-wenn wir alle so denken würden, dann säßen wir noch in einer Höhle und würden mit zwei Steinen und etwas trockenem Gras Feuer machen!

Das Berufungsgericht des Landes hat ein Urteil am 28. JULI angekündigt. Na, da der Fischertag wohl aufgrund von Corona möglicherweise ausfallen soll, ist da ja noch Luft nach oben für eine letztendliche Entscheidung. Es besteht tatsächlich die Möglichkeit, bis vor den Bundesgerichtshof zu gehen-es bleibt spannend abzuwarten, ob eine der streitigen Parteien, diesen weiten Weg nimmt.

Ich werde zu gegebenem Zeitpunkt berichten, wie die Sache ausgegangen ist.

Bis dahin interessiert mich aber brennend Deine Meinung!

Traditionserhaltung? Diskriminierung? Emanzipation?

Schreib mir gern in die Kommentare Deine Sicht der Dinge.

Wir lesen uns.

Good Vibrations

SAM


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