Aus dem Off

Ja, Du siehst richtig: Ich sitze mit Strickjacke vor dem Laptop. Grins. Wir erwarten zwar 34 Grad, aber grad heut früh ist es NOCH frisch und windig.

Heute vor 4 Wochen habe ich die Reißleine und mich zurück gezogen, war nur sporadisch online und eigentlich mehr im Bett als unterwegs, mehr krank als auch nur für meine ohnehin angeschlagenen Verhältnisse gesund.
Nein, ich melde mich nicht etwa zurück. Und so, wie es war, wird es nicht mehr werden, weil ich eigentlich gern lebe und diese Freude am Sein völlig verloren hatte und das gab mir dann einen wunderbaren Zusammenbruch. Mit drei Status Migraenosus in vier Wochen. DAS wünsch ich nicht mal meinem Ex. Und besonders schön ist, dass das genau die Zeiten sind, in denen ich immer mehr Ideen habe, immer mehr Projekte anschieben möchte, weiter bearbeiten möchte, immer mehr Dinge sehe, die dafür getan werden sollten und ich daran verzweifele nicht zu können. Ein wirklicher Teufelskreis.

Man macht sich auch wirklich keine Vorstellung was es heißt online wenigstens ein Zubrot zu verdienen. Ein Beispiel: Wieviel Arbeit auch nur halbwegs vernünftige Fotos machen. Ich mach bestimmt 20 um dann eines zu haben und auch noch so aufzubereiten, dass es am Ende irgendwie passt.
Ich war gefangen im Dschungel von „mach es so“, „das darfst Du auf keinen Fall“, „Du mußt es so ändern“. Verbrachte Stunden mit Fortbildungen, Umgestaltungen, ewig langen todos für einen halbwegs herzeigbaren Internetauftritt und investierte alles was ging, einschließlich meiner Gesundheit für NIX und ganz nebenbei gibt es ja auch noch die Care-Arbeit und als Lohn? Es kommt nicht mal ein Herzchen unter einem Beitrag bei Insta oder ein Kommentar auf dem Blog. Beides ist WERTSCHÄTZUNG.

Ich fühlte mich also obwohl sehr sichtbar und kein Problem damit, nicht einmal gesehen, nicht beachtet, nicht wertgeschätzt. Und verlor immer mehr die Freude am Tun.

„Nimm Dir mal Zeit für Dich. Ach das wird schon. Von nix kommt nix. Denk an Deine Selbstfürsorge. Du darfst Dich nicht um den Mangel drehen. Gib doch Aufgaben ab. Bestell es Dir doch einfach. Positiv denken. Du mußt Sport machen, das setzt Glückshormone frei…“ OHmannn. Jo-Alles gut gemeinte Ratschläge, aber wie setzt man das um, wenn einem in jeder Beziehung das Wasser bis zum Hals steht? WIE?!

Und besonders schön auch meine Gynäkologin, der ich von meinen vielen gesundheitlichen Problemen erzählte mit der Idee, ob Wechseljahre und/oder Hormone da ein Thema sein könnte: „Nein, Sie sind gerade kurz über 50. Das ist viel zu früh und die Pille nehmen Sie doch auch. Die verschreibe ich aber nur, wenn sie regelmäßig zur Untersuchung kommen.“-Noch ein Termin mehr, noch mehr Druck. Nach mehr als 25 Jahren Arzt-Patienten-Verhältnis und dem Wissen, dass ich oft aus Krankheitsgründen nicht Autofahren kann. Danke sehr.

Dann kam der Moment, an dem ich weder an meinem Roman weiter schreiben noch meine Impulskarten auf den Verkaufsstart vorbereiten konnte: Ich habe also vor 4 Wochen heulend auf meinem einzig heilen Küchenstuhl gesessen und immer nur geflüstert, ich will nicht mehr-und ich kann so einfach nicht mehr und bin ins Bett gewankt. Komplett in verdreckten Jeans und hoffte so auf erlösenden Schlaf und…konnte selbstverständlich auch den nicht finden.

Das einzige was ich wußte: Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht so. Wenn ich mal abtrete, dann mit dem guten Gefühl, fertig zu sein mit dem Leben, es gelebt zu haben nach meinem Gusto und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Und ich war bereit, dafür manche Routine gehen zu lassen, von der ich bisher glaubte, sie würde mir helfen. Aber wenn Du morgens beim Zähneputzen und Waschbeckengymnastik schon den Tränen nahe bist, ist Bewegung nicht das, was es besser macht. Jedenfalls nicht bei mir.

Ich war froh überhaupt die Beißerchen zu bürsten!

Ich habe mich bei Insta selbst in eine Auszeit geschickt. Keine Postings verfaßt. Mich nicht um Marketing oder Algorhythmen gekümmert. Nix. Ich konnte eh weder denken noch fühlen. Ich bin so richtig in „scheiß drauf, ich kann nicht“ -Stimmung gewesen.

Versteh mich nicht falsch. Ich habe in dieser Zeit auch gelernt, das Social Media-scrollen nicht das Teufelszeug ist, zu dem es oft gemacht wird. Mitnichten! Es gibt Zeiten, Stadien, das ist es eine hilfreiche Ablenkung vom Grübel-Kreislauf. Genau so wie im Bett liegend, die Lieblingsserie immer wieder von vorn zu schauen. Für eine Zeit KANN das helfen. Ich habe es auch getan. Jawohl! Und ich steh dazu. Big Bang-Theory, Vorstadt-Weiber, Gilmore-Girls, Friends, Sex and the City…wir sind Besties. Wichtig ist nur, es nicht zum Dauerzustand werden zu lassen. Bei mir blieb die Care-Arbeit das, wofür ich mich auch immer wieder hoch hiefen mußte, um danach wieder im Bett zu landen.

Care-Arbeit, gerade von Frauen, ein Thema für einen eigenen Blogbeitrag. Nur nicht heute.

Nach einer Woche holte ich mir auch dafür Hilfe und bin dem DRK sehr dankbar für seinen zuverlässigen Einsatz.

Nach 14 Tagen sogar ohne Tagebuch oder Journaling hab ich das erste Mal wieder zum Stift gegriffen. Und schreibend wurde mir klar, dass ich mir letztes Jahr bereits etwas vorgenommen und wirklich vergessen hatte, umzusetzen. Anstoß gab ein Live von Roberta Bergmann, eine Künsterlerin und Autorin die ich sehr schätze, in dem sie mich fragte „Rückzug vom Leben? Von der Arbeit?“:

Ich hatte bereits letztes Jahr beschlossen, immer für Juni/Juli/August alles um mich herum soweit zusammen zu streichen, das ich ins Nix-Tun komme. Wirklich nur Dinge erledige, die die Existenz und Versorgung meiner Familie und mich selbst gefährden würden, wenn sie nicht erledigt wären. Ich hatte dieses Vorhaben vor lauter umher rödeln vergessen! Und nun, klopfte das Universum an, haute mir in die Schnüss, bis ich mich daran erinnerte und wartete ab, was ich nun daraus machte.

Mir wurde auf einmal klar, dass ich fast das ganze Jahr (bitte, wir haben gerade schon AUGUST!) nicht an der Nähmaschine gesessen hatte, nicht im Studio gewesen bin, nicht im Wald, nichts DIY mäßiges gemacht, nicht walken ja nicht einmal spazieren gewesen bin…nichts. Nichts, was mich sonst ausmachte und das ich dadurch mittlerweile Yoga und Meditation als schwere Pflicht empfand, meine kreativen Adern verstopft waren, ich nicht mehr gelesen hatte, selbst Hörbücher mich noch mehr aufdrehen ließen anstatt mich runter zu bringen und das ich auch keine Freude mehr daran hatte, mich zu versorgen, mich besonders zu pflegen.

Ich habe nur noch Löcher gestopft um zu sehen, dass um die nächste Ecke ein noch größeres meinen Einsatz verlangte und ich keine Kraft mehr hatte, um dem etwas entgegen zu setzen.

Ich habe also die Reißleine gezogen.

Keine Verbote.

Kein MÜSSEN.

Ich habe LASSEN geübt.

Mich lassen. Etwas lassen. Und ich hatte nicht mal Kraft für ein schlechtes Gewissen.

Irgendwann spürte ich, dass meine Umgebung mich störte. Ich hatte regelrecht Durst nach freien Flächen. Ich fing an, aufzuräumen. Nicht zu putzen. Sondern nur jeden Tag ein wenig für freie Flächen zu sorgen. Mehr nicht. Das machte mich irgendwie glücklich.

Nach drei Wochen habe ich wieder montags eine Impulskarte für die Woche gezogen. Als hilfreichen Wegweiser. Ein „Erinner mich“- (das hab ich, als bekennender Potter-Head bei Harry Potter geklaut ;.) ) der anderen Art.

Ausblick:

Ich bin jetzt in Woche vier und weit weg von „in Form sein“ in irgendeinem Bereich. Aber das Verfassen von diesem Blogbeitrag ist ein weiterer Schritt. Und ich habe mir bereits einen Kalender für 2025 gekauft und was habe ich gemacht?

Genau: Juni/Juli/August bereits als gestrichen markiert. 🙂

Ich vertrage die Hitze sowieso nicht. Mich lähmt die Wärme, das Laute und Grelle, die Geschäftigkeit. Produktivität ist da also sowieso nicht drin, dann kann ich auch gleich nach täglichem Befinden mich eher mit mir beschäftigen, Wu Wei leben und ich hoffe, das es 2025 dann besser klappt, auch mal eine Zeit lang nix zu tun, mit zu fließen und zwar ohne schlechtes Gewissen.

Am kommenden Wochenende ist Büro-Abheft-Tag. Ich mag es ordentlich in meinen Unterlagen und dann werd ich mal schauen ob ich Kraft genug hab, um für die Veröffentlichung meiner Impulskarten zu sorgen. Ich habe nun wiederholt am eigenen Leib erfahren, wie hilfreich sie sind. Und so sind meine Impulskarten ganz sicher etwas, was ich der Welt, Dir, geben will.

Und wenn ich mir bei den zwei, drei Menschen die ich im Netz bewundere etwas abgeschaut habe dann, dass die gar nicht jeden Tag mehrfach irgendwie posten sondern so, wie es sich für diese Personen stimmig anfühlt. Lena Dieterle von LenaLiteratur hat das schon vor einiger Zeit einmal bei mir auf die Frage kommentiert, ob ich denn die Tagespostings wohl beibehalten soll „so, wie es sich für dich richtig anfühlt“. Damals noch unsicher mit der Antwort weiß ich heute: YESSS.

Und ich möchte nicht versäumen daran zu erinnern:

Scroll durchs Netz, verweile nicht dort, aber wertschätze, was Dir positiv begegnet mit einem Herzchen und wenn die Kraft reicht mit einem Kommentar oder einem Teilen. Für Dich eine kleine Bewegung mit dem Finger, für die VerfasserIn bedeutet es manchmal die Welt. Lebe Sisterhood! Ich tu es auch.

Wir lesen uns.

Good Vibrations.

SAM

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