Siebzehn plus vier Adventskalender

SAMs´Samstags-Story

Das Wochenende vom vierten Advent ist da. Nun ist wirklich bald Weihnachten! Und ich gebe zu, von mir auch heiß ersehnt.

Nicht wegen Geschenken, Deko, Menschen. Nein, einfach, weil die Welt an Weihnachten stiller wird, sich langsamer dreht. Getoppt werden kann das nur noch durch richtigen Pappschnee in größeren Mengen. Der ist wie eine Umarmung, eine Decke zum hineinkuscheln und fallen lassen.

Nun bin ich ja aus dem Kindesalter schon länger entwachsen. Und nein, ich gehöre nicht zu der „Egal wie alt ich bin, ich will einen Adventskalender!“-Fraktion.

Ich bin eher „die Kinder sind zwar schon groß, aber ich bastel ihnen trotzdem einen Adventskalender“-Team, und besagte Kinder lieben es jedes Jahr.

Ich habe gebastelt. Wie jedes Jahr. Auf dem Zahnfleisch robbend, aber doch auch mit großer Freude.

Allerdings ist dieses Jahr insgesamt so einiges nicht so gelaufen wie gedacht, ja sogar völlig aus dem Ruder gelaufen. Dieses Jahr war nichts gewohnt und gerade noch zu wuppen und das zeigte sich bereits Ende Oktober bei mir.

Ende Oktober nämlich ließ ich mich wohl influencen und kaufte das erste Mal in meinem Leben einen Adventskalender für mich. Ich mein, war ja auch was Gesundheitsbewußtes, war er doch gefüllt mit zuckerfreien Leckereien.

Keine vierzehn Tage später erwarb ich einen weiteren Adventskalender für mich. Vierundzwanzig Türchen mit verschiedenen Stempeln. Na, die kann ich doch beruflich brauchen. Ich doch logisch, wichtig, und: Ge-influenct.

Nur ein paar Tage später erwarb ich dann einen Adventskalender, der mir online SEO näher bringen sollte. Wichtig und richtig als selbstständige Frau ohne Geld für Marketing oder so. Frau muss ja doch sehen wo Frau bleibt.

Und man mag es nicht glauben: Auch ein vierter Adventskalender fand seinen Weg zu mir. Da ich gesundheitlich dieses Jahr noch mehr zu kämpfen hatte als üblich, war ich mir sicher: Mein Vagusnerv braucht Aufmerksamkeit und auch dafür gab es dann einen Adventskalender. Schließlich will ich Veränderung, Vitalität und bestimmt nicht so altern wie meine Eltern.

Alles wichtig und richtig?

Mitte November dann der Supergau: In einem Newsletter, den ich beruflich abonniert habe, wurde für eine Adventskalender-Liste geworben. Unzählige online-Adventsalender! Kostenlos. Weiterbildung. Beruflich, psychologisch, pädagogisch, technisch. Richtig und wichtig und für lau. Nach einer Stunde hatte ich *räusper* 17, in Worten siebzehn, weitere Adventskalender gebucht. *duckundweg* Siebzehn mal meine Einwilligung für siebzehn weitere Newsletter gegeben und bekomme seit dem täglich ein, Du kannst es Dir vorstellen, Bombardement von emails noch bevor ich den ersten Tee getrunken habe.

Und so sitze ich hier einen Tag vor dem vierten Advent mit knapp 900 emails-Stand heute. Gesammelt und erfolglos dagegen gearbeitet seit Anfang 2024 und bin wahrlich erschlagen.

Alles in mir ruft plötzlich: Nicht noch mehr Input!

Und ich habe Stress damit. Aber so richtig. Ich habe das Gefühl, nie genug zu sein, weil ich ja nichts abgearbeitet krieg und der Druck, dass die Türchen der vielen Adventskalender nur am aktuellen Tag, bei einigen wenigen noch der Vortag, zu sehen sind, macht es nicht besser.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Ist es wirklich das Internet mit dem scheinbar nie endenden Angebot und Appetithäppchen?

ich hab in mir geforscht und herausgekommen ist:

Nein. Das www ist nicht mein Problem.

Es ist Erschöpfung, eine innere Leere die gefüllt sein will, Müdigkeit, das Hamsterrad, der Wettbewerb und vor allem blanke Existenzangst und der Kampf dagegen. Eine schon verzweifelte Erschöpfung, doch endlich eine Last weniger tragen zu dürfen. Die Last heißt Angst davor, am Ende nicht genug zu sein für die „Dream Big“-Ziele, die allenthalben gepredigt werden.

Die 17+4 Adventskalender sind sichtbar gemachter und täglich empfundener Mangel.

Vor allem an Zeit, Schlaf und Anerkennung.

Und das beste daran: Die Erkenntnis, dass ich im Außen gesucht habe, was ich mir selbst versage: Selbstliebe.

Liebe ich mich selbst genug, um mir Zeit, Schlaf und Anerkennung zu schenken? Jeden Tag, immer wieder?

Spontan sage ich und fühle auch, dass ich mich völlig okay finde. (Selbst-) Liebe ist ja ein so großes und leider sehr abgenutzt Wort.

Ich find mich echt okay und bin der Meinung, dass ich anderen, der Welt da draußen auch immer von mir ab gebe. Und genau da ist es wieder, das Draußen.

Ich fühle Mangel, weil ich zu viel im Draußen bin. Ich versorge und umsorge gern und übersehe leider immer wieder, dass niemand aus einer leeren Tasse trinken kann.

Ich bin die leere Tasse.

Mein Unterbewusstes weiß das. Und weil ich ja immer im da Draußen bin, sollte das Draußen diese Tasse füllen-was nicht gelingt. Eine Spirale beginnt.

Es ist also doch immer wieder die soviel beschriebene Selbstliebe in all ihren Facetten, die ich jeden Tag und ohne schlechtes Gewissen bemühen und üben darf. Kein leichtes Unterfangen, aber sicher ein lohnenswertes.

Und als Ziel dabei: 2025 höchstens EINEN Adventskalender für mich allein. Mal sehen, ob das klappt.

Wir lesen uns.

Good Vibrations.

SAM

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