Lebensfroh altern?

2 Antworten

„Lebensfroh bis ins hohe Alter-meine Strategien heute!“ ist der Titel der Blogparade von Pia Hübinger. Und irgendwie triggert er mich.

Bin ich jetzt in DEM Alter?

Alt?

Muss ich nun die Extradinge tun, um nicht alt zu sein?

Welche Dinge könnten das sein?

Stehe ich etwa mit einem Fuß im Grab? Jetzt schon?

Ich werde 54 Jahre alt und ja manchmal fühl ich mich 210 und vergessen umzufallen, aber ich lebe gerne! Und was heißt schon „alt“?

Immer ist jemand älter oder auch jünger als man selbst. IMMER. Das lässt sich doch gar nicht vermeiden. Und was ist denn nur los mit diesen Nullerschwellen? Es sind letztendlich doch nur Zahlen, oder?

Ich habe festgestellt, dass sich einfach mit der Zeit der Blick auf das Leben verändert. Dingen, über die ich mich mit 25 tierisch aufgeregt habe, stehe ich heute sehr viel gelassener gegenüber und sie sind ersetzt worden durch wiederum andere Aufreger. *grins*

Ich glaube, es ist wichtig in jedem Alter wirklich im HIER und JETZT zu sein oder sich eben immer wieder genau dahin zu spüren.

Auch Selbstfürsorge mit jeder Faser zu leben erscheint mir ein Schlüssel für „lebensfroh“ zu sein. HEUREKA – ich weiß jetzt, was mich triggert! Das Wort „lebensfroh“. Es kommt so altbacken rüber. Wie Omi mit grauen Haaren, Dutt, Kittelschürze, Nickelbrille, Strümpfe stopfend auf der Gartenbank.

Ich ersetze es für mich durch Worte wie zufrieden, guter Dinge, ausbalanciert, interessiert, sicher, gebraucht, tatkräftig, frei, fit, kreativ, neugierig auf das Leben. Ja! Das hört sich nach mir an.

So. Und was tue ich dafür nun schon heute? Auch irgendwie nicht meine Formulierung.

Wie gestalte ich mein Leben jeden Tag, um mich wie oben erwähnt zu erleben?

Gerade in diesem Jahr hab ich so richtig heftig gelernt, wie unbedingt notwendig es ist, zuerst gut für sich selbst zu sorgen.

Selbstfürsorge ist so sehr in aller Munde, das sie sich abgenutzt anfühlt, trotzdem ist sie essentiell.

Für mich heißt das unbedingt für ausreichend Schlaf zu sorgen. Das sind bei mir acht Stunden ungestörter Nachtschlaf und, ich geb es zu, eine Stunde Mittagsschlaf. Und es ist mir mittlerweile höchst egal was der Ayurveda, Yoga, TCM oder die Gesellschaft dazu empfiehlt. Ich habe ALLES ausprobiert und ich brauche es eben genau SO, um aktiv sein zu können.

Und trotz diesem Schlafbedürfnis stehe ich grundsätzlich zwei Stunden VOR jedem anderen und jedem Termin auf, um morgens Zeit für mich und mit mir allein zu haben und langsam in den Tag zu gleiten.

Das bedeutet für mich etwas Dehnung noch im Bett. Öl ziehen. Zähne putzen und Gymnastik am Waschbecken. Warmes Wasser trinken. Dann Meditation ohne Wecker, wenn es soweit ist, komme ich von allein ins Hier und Jetzt zurück. Anschließend etwas sitzendes Yoga. Dann Darjeeling mit Honig und Sahne und mit Tagebuch. Hier schreibe ich auf, was ich aus der Nacht an Gedanken mitgebracht habe, wähle meine Intention für den Tag und ziehe entsprechend eine Karte dazu, die mir dann auch den Hinweis für den Heilstein und die Bachblüte des Tages gibt.

DAS findet immer alles statt! Ohne dass ich mich explizit mit dem Gedanken beschäftige, das als gesundheitliche Altersvorsorge zu sehen.

Jederzeit Vitalität zu spüren, bedeutet für mich auch mein Gehirn immer wieder zu trainieren. Fortbildungen gehören hier genauso dazu wie Bücher und Hörbücher, Museen und Ausstellungen. Diese besuche ich sehr ausgewählt und ja, dort pflege ich auch soziale Kontakte, ähnlich wie über meine Haustiere oder die Haustiere von Freunden, die wir gegenseitig „einhüten“, wenn die andere verhindert oder z. B. im Urlaub ist. Ich wohne „up dem Dorfe“ und man kennt sich hier noch an der Kasse beim Einkaufen. Oft über Jahrzehnte und so erlebt man Hochzeiten, Geburten und Trauerfälle durch ein Gespräch beim Einkaufen immer mit.

Ich bin bereits seit über 10 Jahren gesundheitlich und körperlich eingeschränkt und ich gebe zu, dass das anfangs nur sehr schwer einzusehen gewesen ist. Heute, rückblickend und als medizinische Fachfrau weiß ich besser damit umzugehen und meinem Körper für seine Warnschilder und Zwangspausen dankbar zu sein. Aber das war ein Prozess und nicht alle Ärzte und Therapeuten waren und sind dabei hilfreich. Bei der Diagnosestellung sagte die behandelnde Ärztin zu mir „Sie müssen lernen für sich, ihren Körper und ihre Erkrankung der beste Profi überhaupt zu sein.“ An diesem Satz halte ich mich bis heute fest, wenn ein Arzt/Ärztin mal wieder so gar kein Teamplayer für mein Wohlbefinden sein kann oder mich sogar erpresst. Ja, auch das hab ich erlebt.

Ich habe bereits mit 14 Jahren die erste Freundin beerdigt und am 01. November 2023 zuletzt eine Freundin beim Sterben im Arm gehalten. Dazwischen liegen viele weitere Verluste. Es hat mir immer wieder vor Augen gehalten wie kurz und kostbar das Leben ist. Und letztendlich waren all die, die schon gegangen sind, der ausschlaggebende Punkt, bereits heute schon meine eigene Beerdigung bis ins Detail geplant zu haben. Ich möchte das meinen Kindern ersparen. Und es gibt mir eine befriedigende Sicherheit, dass es alles so läuft, wie es sich für mich richtig anfühlt und sicher kein Streit aus meinem Ableben entsteht.

Pia fragt nach Sinn und Erfüllung in meinem Leben, besonders in der zweiten Lebenshälfte. Nein, das geht für mich nicht, dieses „besonders in der zweiten Lebenshälfte“. Sinn und Erfüllung im Leben zu haben ist immer wichtig und nicht nur ab einem besonderen Zeitpunkt. Ich glaube fest daran, dass die beste Vorbereitung auf diesen besonderen Sinn in der zweiten Lebenshälfte, wann immer die ihren Anfang hat (mein bester Freund ist z. B. bereits mit Anfang 20 verstorben), das JETZT ist. JETZT erfüllt zu sein trägt mich durch jeden Tag und jedes Lebensjahr. Und das bedeutet mir selbst gut und gutes zu tun. Aus einer zerbrochenen Tasse kann man nun mal nicht trinken. Das kann ein Schlafanzug-Tag sein, ein Einkoch-Wochenende, ein Filmmarathon, der Besuch einer Ausstellung, etc.

Ich komme wirklich nicht über diese „zweite Lebenshälfte“ weg. Das ist doch bloß statistisch für die Versicherungen. Durchschnittswerte, die auf mich abstrakt und lebensfremd wirken.

Ich habe als ganz junge Frau in einer WG gelebt Ich muss wirklich sagen, sowas brauch ich nicht noch mal. Ich könnte mir vorstellen mit Studenten zusammen zu leben-ich glaube, da hätten alle was davon, wenn sich der geplante drei-Generationen-Haushalt doch nicht einstellen sollte. Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Kinder, ihre Freunde und Freundinnen gern Zeit mit mir verbringen. Ich gelte als „supercooole Mum“ und mir sind schon Adoptionswünsche angetragen worden *grins* Ich freue mich sehr, dass man auf mich zu kommt, meinen Rat schätzt und von sich aus Hilfe bei verschiedenen Dingen anbietet, die ich meist aus gesundheitlichen Gründen, nicht mehr selbst umsetzen kann. Ich schätze hitzige Diskussionen zur politischen Lage und bei Sportveranstaltungen, wenn man für unterschiedliche Mannschaften mit fiebert genauso, wie heitere Spieleabende und fahre nicht nur meine Kinder sondern eben auch Freunde und Freundinnen und deren Familien nachts durch die Gegend. Ich habe ein offenes Haus für jeden und alles und nicht selten mehr Kinder am Tisch als meine eigenen. Ich liebe es!

Abschließend bietet Pia die Frage an was ich tue, um mir Freude und Neugier auch im hohen Alter zu bewahren.

Ich glaube, neues zu umarmen, niemanden ob eines anderen Lebensentwurfes, einer anderen Meinung usw abzuwerten sondern wirklich verstehen wollen (kennst Du eigentlich schon den Unterschied zwischen HINhören und ZUhören?), Fehler einzugestehen und den Gegenüber so nehmen wie er/sie ist, sind wichtige Bausteine-egal in welchem Lebensabschnitt ich mich befinde. Und trotzdem auch freundlich NEIN sagen und für mich einstehen ohne den anderen missionieren zu wollen, halte ich für wichtig.

Ein NEIN zum Gegenüber bleibt ein JA zu mir selbst, aber muss und darf niemandem das Leben schwer machen.

Möchte ich noch mal 25, 30, 40 Jahre alt sein? Mit dem Wissen von heute ja. Um die gleichen Erfahrungen zu machen? Sicher nicht. Die blauen Flecken, die ich mir vom Leben geholt habe sind verheilt, die Lektion hoffentlich gelernt. Alte Narben bilden unschöne Schwellungen. Ich nehm dann lieber neue Hämatome und lasse neue Weisheit entstehen.

Hab ich Probleme mit dem älter werden?

Bedingt.

Es sind eher die körperlichen Schwierigkeiten die mir Probleme machen. Mir sind meine Freiheit, Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und Selbstständigkeit unglaublich wichtig und hier den Mittelweg zwischen Hilfe annehmen und mein Leben selbst in der Hand halten zu finden, fällt mir schwer. Aber ich denke das wird das Altern dann von allein regeln. *schmunzel*

Wie stehst Du zum älter werden?

Wir lesen uns.

Good Vibrations.

SAM


Kommentare

2 Antworten zu „Lebensfroh altern?“

  1. Liebe Simone,

    ein wirklich erfrischender und ehrlicher Beitrag über das Älterwerden, der mich zum Schmunzeln gebracht hat! Es ist herrlich zu sehen, wie du den Begriff „lebensfroh“ mit einer Prise Humor hinterfragst und stattdessen deine eigenen Begriffe dafür findest. Deine Einstellung, das Leben im Hier und Jetzt zu genießen, anstatt sich von „Nullerschwellen“ stressen zu lassen, ist inspirierend. Besonders gefällt mir, wie du Selbstfürsorge mit einer gesunden Portion Pragmatismus lebst – Ayurveda hin oder her, wenn der Mittagsschlaf ruft, dann muss er eben sein!
    Neugierig und kreativ zu sein – das ist wahre Lebensfreude!

    Herzlichen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade!

    Von Herzen
    Pia

    1. Avatar von Simone Melzer
      Simone Melzer

      Hallo Pia,
      sehr gern! Es war spannend, mir mein „altern“ mal anzusehen und meine Reaktionen zu beobachten.
      Herzliche Grüße
      SAM

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