Frau oder Mädchen oder egal?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Inspiration und Hashtags aus dem Netz:

Vor ein paar Tagen habe ich einen Post auf Instagram gesehen. Die Autorin schien etwas angefressen von Hashtags wie „bossgirl, ladyboss, bossmom, girlboss“.

Die Autorin fühlte sich einst inspiriert vom Buch „#girlboss“ von Sophia Amoruso.

Ich habe das Buch nie gelesen und hatte bis zu diesem Insta-Posting auch nichts davon gehört.

Mittlerweile ist nach der Lektüre der Posting-Autorin einige Zeit vergangen und sie schreibt :

Ich bin Unternehmerin und kein Mädchen. Und ich muss nicht künstlich betonen, dass ich Erfolg habe und weiblich bin. Es gibt ja auch keinen #Boyboss.⠀⠀

Ich habe für mich rein gefühlt und doch. Ja. Ich MUSS das betonen. Eben weil es leider noch immer nicht selbstverständlich ist. Wenn ich es nicht betone, entziehe ich eine dringend notwendige Aufmerksamkeit, um genau DAS zu erreichen: Selbstverständlichkeit im Umgang mit weiblichem Unternehmertum.⠀⠀⠀

Das Girlboss-Image geht Hand in Hand mit einer toxischen Arbeitskultur, die viel arbeiten glorifiziert und mittelfristig in den Burnout führt.⠀⠀

Meine Erfahrung (und ich hatte bereits vor Jahren einen Burnout und vor nicht all zu langer Zeit einen zweiten) hat die toxische Arbeitskultur nicht unmittelbar ihren Ursprung im Girl-Boss-Image. Vielmehr scheint es ein gesellschaftliches Problem zu sein.

Ich erinnere mich an eine bestimmte Werbung…“…mein Haus, mein Auto, meine Yacht“ und auch durchaus an selbst erlebte Arbeitgeber „Wie- überall Schmerzen nach dem Du das Auto zu Schrott gefahren hast?! Wirf was ein und mach, dass Du arbeiten kommst!“ und auch an meine Erziehung „Nun stell Dich mal nicht so an und sieh zu, dass Du fertig wirst“.

Für mich hat das nichts mit dem Begriff des Girlboss-Image zu tun.

Frauen sind nicht automatisch bessere Arbeitgeberinnen. In den USA haben sich einige Girlboss Celebrities von der Spitze ihrer Unternehmen verabschiedet, nachdem sie wegen schlechten Arbeitsbedingungen, Diskriminierung von Frauen und Rassismus in die Kritik geraten waren. Themen, über die wir auch in Deutschland mal sprechen sollten.⠀⠀⠀

Natürlich kann man nicht per se von „besseren Arbeitgeberinnen“ sprechen, nur weil das weibliche Attribut vorhanden ist. Und für mich tragen die Begriffe „Girlboss, Bossgirl, Ladyboss“ das auch nicht explizit in sich. Auch wenn ich insgesamt heute lieber mit Frauen zusammen arbeite, kann ich mich noch gut an fiese Zickereien, Mobbing und Stutenbissigkeit unter Frauen erinnern, die als Team einfach mehr hätten reissen können.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Viele Girlboss-Unternehmerinnen schreiben sich Frauen-Empowerment auf die Fahne, beziehen aber kaum Stellung zu frauenpolitischen Themen wie Vereinbarkeit, Sexismus, Rassismus und LGBTQ-Themen. ⠀⠀⠀

Mal ehrlich: Muss man das? Ich denke, jede Frau hat ein eigenes und anderes Thema für sich und auch damit, wie sie nach draußen geht. Frauen-Empowerment ist so vielfältig. Ich muss doch nicht den Geschmack der Schreiberin treffen. Wenn ich das Frauen-Empowerment anders interpretiere, einen anderen Ansatz habe und diese Themen nicht täglich aufs Tapet bringe und das anstößt, dann ist diese Person halt einfach nicht meine Zielgruppe. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Bossbitches und Sheros (die Cousinen des Girlboss) sind überdurchschnittlich weiß, gut ausgebildet und haben häufig ein finanzielles Polster im Hintergrund. Diese Art von Erfolg ist für viele Frauen überhaupt nicht möglich.⠀⠀⠀⠀

Also DAS erlebe ich ebenfalls anders. Wer mag und bei Insta unterwegs ist, kann sich ja mal den Account von @rosemarynonnyknight ansehen! Wegen der Diversität.

Und die Sache mit dem finanziellen Polster empfindet doch jeder anders. Ich kann mir schon kein Coaching für 200 Euro leisten-wenn es denn eines gäbe. Auch Frauen, die kein Polster haben oder hatten bieten hier wirklich hochpreisige Dienstleistungen an, preisen mit Stolz dann xMal 350 Euro (oder mehr) als RATENZAHLUNG an. In denke, weil sie das in ihrer Ausbildung so gelernt haben und dann darf man sich sagen lassen „Also, dann willst Du es nicht genug. Sonst würdest Du Wege und Möglichkeiten suchen und vor allem finden! Du bist einfach noch nicht soweit.“⠀⠀

Auf diesem Hintergrund sage ich auch ich: SO ist für viele Frauen ein Vorankommen, ein Aufbauen, Erfolg nicht möglich.

Aber nur wir Frauen sind in der Lage DAS zu ändern und auch hier sehe ich nicht, dass es etwas anderes ist unter dem #Girlboss oder #Unternehmertum außer der Tatsache, dass ICH explizit nach einer Frau, einem Girlboss suchen würde, weil ich einfach lieber mit Frauen arbeite und mir die Suche unter diesen Anführungszeichen schneller und leichter erscheint.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Ich freue mich über jede Frau, die erfolgreich ist. Ich glaube, dass der Welt mehr Gründerinnen, Unternehmerinnen und Entscheiderinnen guttun würden. Aber lasst uns die großen und kleinen Erfolge nicht durch eine Girlboss-Kultur verwässern.⠀⠀⠀⠀⠀

Das find ich von Herzen echt schön.

Lustig ist für mich an dieser Stelle, dass der Ausgangspunkt des Posting ja u. a. gewesen ist ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Und ich muss nicht künstlich betonen, dass ich Erfolg habe und weiblich bin.

und die Verfasserin den Hashtag #womenbusinessde verwendet.

Ist das nicht auch künstliches Betonen der erfolgreichen Frau?

Sei es wie es sei.

Ich bin so vieles. Hab ich ja schon HIER geschrieben. Ich bin gern auch #bossgirl #girlboss #ladyboss #women #businesswomen, etc.

Und ich denke: In jeder Frau jeden Alters steckt auch das Mädchen.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Wie stehst Du dazu?

Wir lesen uns.

Good Vibrations.

SAM

PS. Ich habe mit Absicht den Namen der Verfasserin nicht genannt. Für mich geht es nicht darum, jemanden anzuprangern. Meine Intention war, einfach eine andere, MEINE Sicht und MEIN Gefühl zu dem Thema zu äußern.

Sollte die Verfasserin sich zitiert sehen und ihre Namensnennung wünschen, füge ich das gern hinzu.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert