Ist das Kunst oder kann das weg?

Dana stellt in ihrer Blogparade die spannende Frage: „Was ist Kunst?“

Ich habe mir diese Frage schon häufiger gestellt. Auch, aber längst nicht nur in Bezug auf meine eigenen Arbeiten.

Ich muß ehrlich sagen, dass mich die hochgehandelten Werke von Jackson Pollok so überhaupt gar nicht abholen und ich beim Anblick schon denke „okaaaay…DAS ist also Kunst !?!“ Ernsthaft sieht z. B. seine Number 31 aus wie das Malervlies, das gerade bei meinem Onkel im Haus auf dem Fußboden liegt.

Und mich verfolgte im Anschluß lange die Frage: „Bin ich wirklich Künstlerin?“

Ob etwas Kunst ist läßt sich nach meiner Erfahrung gar nicht pauschal beantworten. Selbst wenn ich google befrage, gibt es unzählige Verweise auf mögliche Erklärungen und viele dieser Erklärungsversuche verbinden Kunst sofort mit Künstler, was sich für mich irgendwie seltsam anfühlt, denn wer ist denn wann Künstler?

Die für mich beste Antwort auf die Frage: „Was ist Kunst?“, habe ich im Gabler Wirtschaftslexikon gefunden, aus dem ich hier zitiere:

Kunst (lat. „ars“) ist das von Menschen geschaffene Künstliche in einem kulturellen Kontext mit einer sozialen Funktion in einer ästhetischen Dimension. Es kann sich um ein Artefakt (das Kunstwerk im engeren Sinne), eine Struktur oder einen Prozess handeln. Der Künstler will sein Geschick zeigen, etwas Besonderes und Schönes auf die Welt oder etwas zur Entfaltung und Anschauung bringen, unter Anwendung von Kulturtechniken wie der Schrift oder der Zeichnung. 

Und dann ergibt sich auch noch die Frage, wie grenze ich Kunst im allgemeinen von Design ab, dass ja einem Zweck dienen soll. Ist Design dann auch Kunst oder nicht?

Also Kunst kommt für mich von künstlich, wie oben im Zitat beschrieben und dazu gehört für mich, ob zweckgebunden oder nicht, auch das Design.

Ich habe durchaus KünstlerInnen kennengelernt, die sich in ihrem manchmal elitär anmutenden Kreis von Kunst-Studierten bewegen und da niemand rein lassen, und niemanden in seinem/ihren Schaffen anerkennen, der nicht ebenfalls studiert hat. Ohne Studium, keine Leistung scheint dort die Auffassung zu sein, die ich auch schon in bestimmten Vereinen, Stiftungen usw erlebt habe und das tut manchmal schon weh. Bin ich weniger wert, meine Kreationen weniger beachtenswert, wenn ich nicht studiert habe? Darf ich ohne Studium, keinen Zugang zur Kunst haben? Nicht jeder hat die Möglichkeit zu studieren. Ich finde ein Studium großartig, weil es Horizonte eröffnet und Möglichkeiten zum Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen bietet, aber es als Voraussetzung für künstlerisches Schaffen zu betrachten, widerstrebt mir.

Was ich auch traurig finde: Viele Galerien laden mit großer Geste zur Vernissage oder zu einem Besuch ein, aber ich habe leider erfahren müssen, dass ich oft nur gern gesehener Gast bin, wenn ich das entsprechende Kleingeld mitbringe. Nun, einerseits verständlich: Jede Galerie, jeder Künstler, der hier ausstellt erhofft sich einen Verkauf. Andererseits, wie soll ich denn ein Objekt der Begierde finden, wenn ich dort gar nicht gern gesehen bin? Dann kann ich ja auch gar keinen Grund finden, warum ich mir möglicherweise ein Kunstwerk zusammensparen soll und in welcher monetären Größenordnung ich mich bewege.

Andererseits habe ich auch KünstlerInnen kennen gelernt, denen mein nicht vorhandenes Studium völlig egal gewesen ist. Was mir wirklich aus meinem Dilemma von „ist mein Schaffen Kunst und bin ich Künstlerin?“ heraus geholfen hat, war der Besuch der Kunsttour 24. HIER habe ich darüber berichtet.

Aber auch an diesem Tag bin ich durchaus über Menschen gestolpert, die mein mangelndes Studium als Abwehrschild vor sich her getragen haben. Viel mehr Gewicht, weil viel öfter vorgekommen, hatten die Personen für mich, denen das völlig wumpe gewesen ist. Und einige haben mich tatsächlich als Künstlerin angesprochen, die mich durch Instagram kannten und dort eben so wahr nehmen. Das kam völlig überraschend und macht mich bis heute sehr sehr stolz. Diese Erfahrung hat mich in die Person der Künstlerin hinein wachsen lassen.

Ich glaube, Kunst liegt im Auge des Betrachters und ich bin überzeugt, dass war schon immer so. Und wenn der Betrachter dann auch noch wohlhabend gewesen ist, dann hatten die Künstler eben ihren Mäzen, ihren Sponsor. Vermutlich hat sich daran nichts geändert. Wer gerade IN ist und sich ein Kunstwerk kauft und z. B. bei Insta postet, macht aus einem bisher NIEMAND zack einen JEMAND und peng ist man für die Welt KünstlerIn, auch wenn man es vielleicht bisher verzweifelt ver- und gesucht hat.

Ich bin Künstlerin und schaffe Kunst, mit verschiedenen Materialien, Werkzeugen und Techniken und freue mich über jeden, dem mein Schaffen etwas gibt und noch mehr, wenn diese Person mich durch ein Like, ein Herzchen, eine Nachricht oder gar einen Kauf an der Freude teil haben läßt.

Kunst ist, was Du mit dem Herzen siehst.

Wir lesen uns.

Good Vibrations.

SAM

One Comment

  • Dana von danadesign

    Liebe Simone,
    vielen lieben Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade – ich hab mich sehr gefreut! 😊
    Wunderbar, wie du das Thema aufgegriffen und auf so eine ehrliche und nachdenkliche Weise beleuchtet hast. Besonders deine Gedanken zur Wertschätzung von Kreativität im Alltag finde ich spannend – da steckt so viel Wahres drin.

    Liebe Grüße
    Dana

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