Ich bin überfällig-nein, nicht was Du jetzt denkst.
Vergangenen Samstag ist KEIN Blogeintrag von mir da gewesen und am gestrigen Sonnabend auch nicht.
Es gibt auch vielerlei Gründe dafür und doch gibt es einen schwer wiegenderen.
Anfang Juni verstarb, vielleicht erinnerst Du Dich an mein Live dazu, der Kater meiner Eltern nach eigentlich überstandener Krankheit. Meine Eltern sind wenig zugänglich und hoch betagt und das Desaster entsprechend groß. Größer gedacht. Kurze Zeit später bekam ich einen Anruf aus unserer Tierarztpraxis. Ein kleines Fund-Kätzchen wäre abgegeben worden. In ganz schlechtem Zustand, aber ob wir es nehmen würden, wenn es durch kommt. Ich sagte zu und meine Eltern übernahmen vier Wochen später die kleine Tilda.
Tilda sollte mit einer leichten Ataxie und einer später zu operierenden Hüfte zwar gehandicapt aber mit einem doch schönen Leben bleiben. Ich gebe auch zu, sie hätte sonst wohl nirgendwo ein Zuhause gefunden. Sie war pechschwarz und eben mit größerem Handicap. In der Regel wird so etwas nicht adoptiert.
Leider ging es Tilda in der vergangenen Woche plötzlich rapide schlechter. Sie konnte auch die Vorderpfoten nicht mehr setzen, atmete schwer. Ein großer neurologischer Schaden zeigte sich, der auch mit Orthesen-Versorgung ihr zu keinem halbwegs kätzischen Leben verhelfen würde. Unsere wunderbare Frau Dr. Sommer riet dazu, sie doch zu erlösen. Das kam zwar völlig unerwartet, aber ich konnte es nachvollziehen, so dass Tilda dann am 22. Oktober eingeschläfert wurde.
Nun hatte ich aber bei der Tierhilfe Wolfsburg schon 3 Wochen zuvor ein Katzenkind reservieren lassen, um einen Spielkameraden für Tilda zu haben. Meine eigenen Katzen sind schon 12 Jahre und haben keine Lust mehr auf Baby und spielen.
Ich war nach wie vor dafür, Rieke zum vereinbarten Zeitpunkt zu holen, stand aber wie bei Tilda zuvor nun mit einem Baby da, dass einen gleichaltrigen Artgenossen brauchen würde. Also habe ich kurzer Hand die Schwester von Rieke ebenfalls mit genommen. Eine Entscheidung PRO Katzenwohlgefühl.
Die erste Nacht liegt nun hinter uns.
Meine Eltern sind mit Rieke sehr glücklich, können aber nicht verstehen, dass da was Gleichaltriges dazu muss. Das wusste ich natürlich vorher. Schließlich kenne ich solche Sätze wie „das haben wir nie“ oder „das haben wir immer so“ -typische Sätze von älteren und damit nicht mehr sooo flexiblen Menschen.
Es war von vornherein so geplant, dass Ella bei mir leben würde und nach der Eingewöhnungszeit toben dann sowieso alle durchs Haus, denn wir wohnen entsprechend-zwar in abgeschlossener Wohneinheit, aber doch alle zusammen…drei Generationen. Eine Geschichte für sich und stets für ALLE eine Herausforderung.
Warum beschreibe ich das so ausführlich und was hat das mit der Überschrift zu tun?
Ich habe gehadert, als ich ich Tilda hab einschlafen lassen. „Warum“ brachte mich aber nicht weiter sondern verschlimmerte die Situation nur.
Das Leben stellt uns alle vor vielfältige Herausforderungen. Nur sollte man nicht „warum“ fragen, wenn man aus dem Tief und dem Gedankenkarussell heraus möchte.
Besser ist ein „Wozu“.
Wozu musste Oskar sterben?
Weil mir deutlich gemacht werden mußte, wo meine Eltern stehen und wo und wieviel Unterstützung sie brauchen-denn selbst würden sie das nie zugeben.
Wozu musste Tilda einziehen?
Damit sie lernte, dass Menschen nicht grundsätzlich Scheiße sind und sie so geliebt wird, wie sie ist, gerade mit Handicap und ihrem so wunderbaren Wesen.
Und damit mir noch einmal gezeigt wird, dass meine Eltern zwar haustierkompatibel sind, aber wirklich in keiner Weise mehr krisenfest.
Wozu mußte Rieke einziehen?
Damit meine Eltern etwas zum betüdeln haben.
Damit meine Eltern auf den letzten Metern etwas gemeinsam, etwas zum teilen haben.
Wozu mußte Ella dazu kommen?
Damit Rieke mittelfristig nicht allein ist und einen gleichaltrigen Artgenossen hat.
Damit mir noch mal die elterliche Situation gespiegelt wird.
Damit mir noch mal gezeigt wird, dass ich noch nicht komplett mit den alten Spannungen und emotionalen Problemen durch „gefallen und geliebt sein wollen“ entwachsen bin.
Damit ich noch mal meine Grenzen abstecken kann.
Damit ich tiefer in den Abnabelungsprozeß einsteigen kann ohne das Gefühl des „für einander Daseins“ ablegen zu müssen, aber auch den Glaubenssatz „ich bin nicht gut genug“ wieder einmal beleuchten zu können.
Damit ich wieder üben kann, mich frei von den Bewertungen anderer zu fühlen und daraus ein Wohlgefühl im Sinne „is mir wurscht“ entstehen kann.
Damit ich aufhöre unbedingt gefallen zu wollen.
…
Ich könnte das noch ewig fortführen.
Mir ist hier einfach wichtig Dir begreiflich zu machen:
Wir Menschen brauchen Gründe. Einen Sinn hinter den Herausforderungen. Den werden wir aber nicht finden, wenn wir immer „WARUM“ jammern. Das Warum lässt uns tiefer in den Strudel des gefühlten „nicht gut genug“ zu sein , sogar der Depression fallen.
Besser ist nach „WOZU“ zu fragen.
„Wozu“ schließt ein, dass die Antwort nicht nur einen Grund liefert sondern auch einen positiven Fokus. Und den brauchen wir doch alle so sehr, wenn die Wellen des Lebens über unseren Köpfen zusammen schlagen.
Probier es mal aus und berichte mir davon in den Kommentaren!
Wir lesen uns.
Good Vibrations
SAM
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