Gut gegen Liebeskummer- oder: Glaubst Du an Wunder?

Tja. Ich denke, wenn man richtig tief drin steckt, glaubt man bestimmt. An was auch immer.

Gott, das Universum, Wunder oder Engel.

Mir ist es letztes Jahr im Oktober genau so ergangen. Und ich steckte wirklich ziemlich tief im Emotionen-Meer. Ich habe meine Geschichte damals aufgeschrieben-eben weil sie sich für mich so, im wahrsten Sinne des Wortes, der Wunder voll ist.  Sie heißt:

 

20151019_110806Gut gegen Liebeskummer

Dreieinhalb Monate. Dreieinhalb Monate Tränen, Verzweiflung, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Fragen ohne Antworten. Dreieinhalb Monate Leid…ich mag nicht mehr, ich KANN nicht mehr, ich WILL nicht mehr…

Ich war an die See gefahren, um genau diesen Kummer vom Wind der Nordsee aus dem Hirn und dem Herzen blasen zu lassen, frei zu sein, innerlich. Und nun war ich trauriger als zuvor, obwohl ich schon geglaubt hatte, dass es dazu keine Steigerung mehr geben könne.

Dreieinhalb Monate Telefonate und Treffen mit Freundinnen, die mich immer noch tapfer ertrugen, Gespräche mit professionellen Beratern, die mich finanziell an den Rand des Ruins gebracht hatten, dreieinhalb Monate mit wenig und schlechtem Schlaf, Ärzten und Tabletten und was hatte ich gewonnen? NICHTS. Nun sass ich frierend und gefühlt verloren in der Ferienwohnung. Allein. Unter anderen Umständen hätte ich das durchaus genießen können, in diesem Moment packte mich aber das Gefühl weg laufen zu wollen, weglaufen zu müssen. Alles war besser als DAS hier. Die seelische Not, die mein gebrochenes Herz nicht heilen lassen wollte, überrollte mich wie ein Wellenbrecher mit unglaublicher Wucht. Ich mußte raus. Raus aus dieser Wohnung, aus dem Haus, aus meinem Leben.

Ich schnappte mir meine Jacke, Schlüssel, Portomonnaie und ging schnellen Schrittes aus dem Haus, wie gejagd, ohne Ziel-nur weg. Ich lief einfach los. Irgendwann fand ich mich atemlos in der sterbenden Fußgängerzone Cuxhavens wieder. Im Lotsenviertel. Mein Atem ging schnell und schwer. Ich wanderte weiter und mit jedem Schritt beruhigte sich meine Atmung etwas.

Die Geschäftshäuser waren zum Teil leer, viele hatten wohl ihr Leben und Heil an anderer Stelle weiter verfolgt…meine Schritte trugen mich vor die Tür eines kleinen Buchladens.

Ich öffnete vorsichtig die Tür. Zögernd trete ich ein. Im Inneren ist es warm und dunkel. Bis in den kleinsten Winkel ist alles voll gestopft mit Büchern. Ich war ganz allein. Weder Kundschaft noch ein Verkäufer waren hier. Es war unglaublich still, fast unwirklich. Zart strich ich mit einer Hand über die Auslage der aktuellen Buchbestseller ohne Ziel, ohne ein Wollen oder Willen. Zum ersten Mal seit Monaten war mein Innerstes ruhig. Kein Gedanke störte diese wohltuende Ruhe. Ich war leer-endlich. Einem leisen Klingeln eines nicht sichtbaren Windspiels folgte eine Frage:

Kann ich Ihnen helfen?“ Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen. Als ich mich umdrehte sah ich das völlig neutral blickende Gesicht einer Buchhändlerin. Eine Aura von respektvoller unaufdringlicher Souveränität umgibt diese Gestalt. Und wie fremdgesteuert antwortete ich „Ich brauche was gegen Liebeskummer.“ „Oh-gegen Liebeskummer… „ reagierte die androgyn wirkende Frau. Ich entgegnete mit überschnappender Stimme: „Ja. Ist noch akut. Ich suche was von starken Frauen. Ich möchte mit lieben und leiden ohne kitschig zu werden, ich mit ihr lachen und weinen und am Ende soll die Protagonistin in ihre Kraft zurück finden. Normalerweise mag ich ja Ingrid Noll…“ Ich hole tief Luft. „Ich verstehe, Ingrid Noll ist auch großartig, aber nicht im Moment…ich weiß, was sie brauchen, das hier, das oder das… sie greift mit sicherer Hand in eines der Regale und drückt mir 3 Taschenbücher in die Hand, „aber ich glaube sie brauchen hier, das“, und klopft mit 4 Fingern der linken Hand immer wieder auf das zuerst gereichte Buch. „Es ist die wahre Geschichte einer deutschen Frau, die für die Liebe eines Mannes, den sie so gut wie noch gar nicht kennt, in die eiskalte und völlige Wildnis geht. Sie ruiniert sich für den Mann völlig, gibt sich hin und auf, läßt sich sogar von ihm demütigen, doch am Ende schaltet sich doch endlich ihr Kopf wieder ein und sie flüchtet…ich hab es verschlungen!“ Das Telefon klingelte, die Buchhändlerin verschwandt kurz und als sie wieder kam kaufte ich das so eindringlich empfohlene Buch.

Als ich am nächsten Morgen trotz Urlaub nach einer viel zu kurzen Nacht viel zu früh aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte fiel mir das Buch wieder ein. Ich fing an etwas lustlos zu lesen. Dreieinhalb Stunden später legte ich das Buch wieder bei Seite-ausgelesen. Ich war wie in einem Rausch. Ich fühlte mich frisch aus einer Narkose erwacht. Mir tat jede Faser meines Körpers weh und meine Seele brannte. SO viele Parallelen zu meinem Leben, wenn auch unter anderen Lebensumständen, so viele Erkenntnisse…es war, also ob ich mein Leben und Sterben mit Holger als Außenstehende, als Fremde betrachten konnte, einfach faktisch. Ich fühle mich wie befreit, geklärt. Ein Gefühl wie frisch gewaschen. Ich sprang aus dem Bett, folgte einem spontanen Impuls an, an meinem eigenen Buch ein ganzes Kapitel weiter zu schreiben mit der so lange vermißten Mühelosigkeit und ohne Zweifel und anschließend startete ich voller Elan auf meiner damaligen Homepage eine Blogparade unter dem Titel „Lese-Herbst-und-Lese-Winter“ Ich habe in diesem Moment das tiefe Bedürfnis, jede Frau auf dieser Welt daran zu erinnern, wie wichtig ICH-Zeit ist und wie wunderbar heilsam es sein kann, diese ICH-Zeit mit heilsamem Lesen zu verbringen durch Bücher die weder mit dem Beruf zu tun haben noch psychologische Ratgeber darstellen.

Ich bin unendlich dankbar, in diesen kleinen Laden und zu dieser Buchhändlerin geführt worden zu sein, die mir nicht lustlos einen Bestseller verkaufen wollte sondern engagiert MEINE Hilfe gegen Liebeskummer fand…weit weg von zu Hause, weit weg von allem was die Verkaufslisten anführt. Wer weiß? Hilfreiche Engel können ja verschiedene Gestalten haben. Vielleicht war meiner eben diese Buchhändlerin im Lotsenviertel…sie hat mich ins Leben und aus dem Leid gelotst!

Copyright SAM Simone Anja Melzer !

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