Mein erstes Mal – ein Rückblick mit Tiefgang
Als ich bei der Buchvernissage bei Roberta Bergmann gewesen bin, lagen dort Flyer, die zur Kunsttour 2024 durch Braunschweig einluden.
Das Programmheft sprach von 62 Orten, über 150 Teilnehmer:innen an 3 Tagen und ich machte dicke Backen. Mir war sofort klar, das ich zwar großes Interesse hatte, aber das wirklich viel zuviel wäre.
Ich habe mich also im Vorfeld hingesetzt und habe geplant. Wen will ich wann, wo sehen und an wieviel Tagen?
Die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Manche Künstler öffneten ihr Atelier, andere die Privatwohnungen, die einen hatten Mitmach-Aktionen, die anderen Musikuntermalungen und thematisch war es ebenfalls ein bunter Strauß Blumen.
Einen Tag vor Beginn war ich fertig. Ich hatte mir 8 Künsterlerinnen für einen Tag, den Samstag, herausgearbeitet und sie als Nicht-Braunschweigerin auch noch mit Hilfe einer Landkarte und Googlemaps verkehrsgünstig gelegt.
Aber mitten drin spürte ich bereits, dass mein Programm noch immer sehr sehr sportlich ist. Schließlich muss man ja alles was man sieht, erfährt, aufnimmt auch noch verarbeiten. Ich brach also nach etwa der Hälfte mein persönliches Programm noch einmal runter und war am Ende des Tages bei sieben von 150 Teilnehmer:innen.
Wie es zu mir und meinem Interessengebiet passt, habe ich mir nur KünstlerINNEN herausgepickt.
Ich war bei Ulrike Felske, bei der ich eine neue Sichtweise auf das Loslassen der eigenen Kunstwerke gelernt habe.
Auf dem Balkon von Ann-Kathrin Tansina hab ich ein ein tiefgründiges Gespräch über den Glauben an sich selbst, Selbstfürsorge und Gesundheit geführt.
Constanze Walter hat mich mit ihrer Leichtigkeit und ihrer Selbstverständlichkeit beeindruckt mit der sie einfach so sagte „Ach, bei meinen Bildern ist der Hintergrund halt schon da (sie malt auf kostbarem Stoff), nur vermalen darf ich mich nicht“.
Petra Heidrich hat mich mit ihren Arbeiten darin bestärkt, meiner Intuition zu vertrauen, meine liebsten Werkstoffe mit liebsten Techniken durchaus verbinden zu können.
Marion Holste zeigte, wie sie ihr Handwerk der Grafikerin mit Aquarell und, was mir besonders gefallen hat, mit Worten und Gesichtern in ihren Arbeiten verbindet.
Kathrin Schmidts Ausstellung war so abwechslungsreich wie sie selbst und ich habe die Gewissheit mitgenommen, das es ein geht-nicht, nicht gibt und mehrere Standbeine nichts Schlechtes sind und nichts mit „zu wenig Fokus“ zu tun haben.
Zum Schluss bin ich bei Roberta Bergmann eingekehrt, vielen sicher auch bekannt als Urheberin von Der kreative Flow. Ich bin ein bekennendes Fan-Girl *grins* und ich habe es genossen auf ihrem Sofa zu sitzen und über ihre und tatsächlich auch über meine Arbeit und Leben zu sprechen. DAS war eine Erfahrung, die mir ganz neu war! Eine bekannte Künstlerin fragt MICH nach meinen Impulskarten und wie und wo ich das umgesetzt hab. BOAH!
Mein Resümee schreibe ich direkt aus meinem Tagebuch ab:
Jede hat sich gefreut, dass ich da gewesen bin. Jede Künstlerin hat bedauert, wenn ich gehen musste. Aber ich war und bin rückblickend total überrascht, dass man mich durch Instagram kannte und ich als Künstlerin, Autorin, Kreativschaffende mit dem Schwerpunkt Frauenkraft-kraftvolle Frauen, eben den Alpha-Frauen, wahrgenommen werde. Was für eine besondere Erfahrung und was für ein Erfolg für mich!
Ja, dieses Gefühl ist anhaltend und trägt mich weiter.
Ich gebe zu, dass ich auch, vermutlich wie jeder der in den sozialen Medien unterwegs ist, irgendwie gierig nach Anerkennung im Sinne von Wahrnehmung bin und ich stelle durch die Kunsttour fest, dass ich gesehen werde, auch wenn die Reaktionen durch Herzchen, Likes und Kommentare fehlen. Vielleicht ist das unserer immer schnellerer rennenden Zeit geschuldet, aber manchmal habe ich Angst vor dieser sich scheinbar dadurch entwickelnden Oberflächlichkeit. Konsumieren wir nur noch unentwegt? Setzen wir uns mit dem was wir sehen und hören eigentlich noch auseinander oder ist es eher ein zusammenraffen, ein Anhäufen von Informationen und Wissen für andere spätere, vermeintlich schlechtere Zeiten, die vielleicht nie kommen? Sparen wir unsere Gefühle, Emotionen, Gedanken auf und wenn ja-für was und wen und warum?
Laut der Aussage der US-Psychotherapeutin Virginia Satir, die als Mutter der Familientherapie gilt brauchen wir:
- 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben,
- 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen und
- 12 Umarmungen zum innerlichen Wachsen.
Ob ich echt soviel umärmelt werden möchte, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, die Dosis ist sehr individuell und doch gibt es Studien die sagen, das auch Selbstumarmungen hilfreich sein können. Wir sind Menschen. Als Menschen brauchen wir Menschen. Jeder auf seine Weise und der für ihn richten Menge.
Ich bin, die meisten LeserInnen wird das überraschen, eine eher introvertierte Person. Ich finde Menschen, gerade in großer Zahl, super anstrengend und brauche dann auch wirklich Erholungszeit. Deshalb habe ich das berühmte „netzwerken“ was allenthalben auch in jedem 2. Coaching empfohlen wird, nie angestrebt. Ich habe jetzt gelernt, dass netzwerken auch schön sein kann. Ohne Messlatte, ohne dass ich mich beweisen muss, in einen Vergleich gehen muss. Netzwerken ist schön, wenn ich es selbst dosieren und das Wie bestimmen kann. Und netzwerken ist nichts anderes, als in Kontakt kommen. Das habe ich getan, es sehr genossen und viel über mich dabei gelernt.
Schade für die vielen teilnehmenden Kunstschaffenden war die Beteiligung. Überall hörte ich das gleiche: Es gab kaum Besucher. Ich finde das sehr bedauerlich, da die Künstler:Innen sich wirklich drei Tage ihre Zeit und Kraft ans Bein binden und am Ende kaum etwas dabei rum kommt.
Vielleicht war der Zeitpunkt auch schlecht gewählt, denn überall fanden am gleichen Wochenende auch andere Veranstaltungen wie z. B. Konzerte und Lesungen statt und das Wetter lud ebenfalls auf einen Ausflug oder zum Grillen ein und die Innenstadt glänzte mit vollen Cafés und Eisdielen.
Auch die Menge der Beteiligten war für mich zu riesig. Vielleicht ist es eine Idee, die nächste Kunsttour auf einen Frühjahres- UND einen Herbst-Termin aufzuteilen?
Trotzdem: Ich würde es wieder tun und bedanke mich ausdrücklich bei allen teilgenommenen Künstler:Innen und ganz besonders bei denen, die ich besucht habe. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Wir lesen uns.
Good Vibrations.
SAM
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