Sprichst Du deutsch oder was?

Ein Beitrag zur Blogparade von Nicole Isermann.

Ich liebe Sprache! Und auch wenn Englisch Weltsprache ist gebe ich zu, eine Schwäche für italienisch zu haben. Schwärm. Seufz.

Mir ist schon klar, dass es wohl in keiner Sprache so eine Wortvielfalt wie im Deutschen zu finden gibt. Bis auf möglicherweise die Muttersprache der Inuit. Ich habe mal gelesen, dass dieses Volk allein über 40 Worte für „Schnee“ kennt. Oder hängt das mit 40 verschiedenen Arten von Schnee zusammen? Ich weiß es nicht.

Copyright Simone A. Melzer

Was mir allerdings für meine deutsche Muttersprache auffällt: Wir leben in einer Zeit, in der wir uns unglaublich häufig eines englischen Wortstammes bedienen und dann ein neues Wort aus beiden Sprachen zusammen kreieren. Das Ergebnis dieses Eindeutschens versteht sich dann als Denglish.

Die Bedeutung dieses neuen Wortes erschließt sich mir nicht immer gleich und ich befrage dann meine Kinder, die mir dann lachend übersetzen und mich mit der Aussage ärgern „Mama, nun wirst Du alt!“.

Ist das so?

Bin ich alt, weil ich nicht immer Worte verstehe, die weder deutsch noch englisch sind?

Ich lese viel, höre Hörbücher und Podcasts, bin im Internet und bei Social Media unterwegs und doch beschleicht mich manchmal das Gefühl auf einem anderen Planeten oder ein Dinosaurier zu sein, wenn mit Worten und vor allem Abkürzungen um sich geschmissen wird, die ich mir dann hoffentlich wenigstens aus dem Kontext erschließen kann. Oder auch nicht.

Aber ist das gleich ein Verfall der deutschen Sprache und unserer Kultur?

Ich denke nicht.

Wir sprechen ja auch nicht mehr wie Goethe seiner Zeit. Oder die Briten nicht mehr wie Shakespeare. Und ich glaube, für Sprache hat man einfach eine Leidenschaft wie für kochen beispielsweise.

Ich glaube, Sprache wächst. Sie entwickelt sich mit der Gesellschaft. Rückblickend sehe ich das sich durch alle Generationen ziehend.

Meine Freundin Lieselott war Anfang der 30ern geboren, Lehrerin für Ernährungslehre und Gesundheitswesen. Sie HASSTE es, wenn jemand das Wort „toll“ benutzte.

Zum Beispiel: „Das war ein tolles Konzert.“ Für Lieselott bedeutete „toll“ im Sinne vom Tollhaus, verrückt, psychisch krank. Wenn sie zum Ausdruck bringen wollte, dass ihr etwas außergewöhnlich gut gefiel, benutzte sie Worte wie „großartig“.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft mir das in meinem Sprachgebrauch viel häufiger benutzte „toll“ in so einem Zusammenhang herausrutschte und wie oft ich einen tadelnden Blick und einen Vortrag dafür erntete.

Aber sie entstammte eben einer ganz anderen Zeit.

Nein, mir gefällt auch nicht alles, was da heute im allgemeinen Sprachgebrauch herum fliegt, aber es steht mir ja frei andere Worte zu benutzen. Wir haben da ja so viele von!

Mich ärgern höchstens solche Sätze von meinen Kindern wie oben erwähnt, auch wenn sie scherzhaft gemeint sind. Deshalb frage ich nach. Ich möchte dazu lernen, damit ich die nachfolgende Generation verstehen und vermitteln kann, dass ich mich für sie und ihr Leben genauso interessiere, wie für die Zeit aus der ich stamme. Beides hat seine Berechtigung. Beides zusammen bedeutet Vielfalt. Quasi Diversity-nur einmal in einem anderen Kontext als üblich.

Nun interessiert mich noch: Wie stehst Du zur Sprachkultur?

Good Vibrations

SAM

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